Der Immobilienmarkt hat im vergangenen Jahr erhebliche Herausforderungen aufgrund wirtschaftlicher Schwäche und hoher Zinssätze erfahren. Diese Faktoren haben nicht nur die Rentabilität von Immobilienunternehmen beeinträchtigt, sondern auch das Geschäftsmodell des gewerblichen Immobilienmarktes gestört. Obwohl die Größe des Sektors nicht groß genug ist, um ein systemisches Risiko für Kreditgeber zu schaffen, könnte es Schocks im gesamten Finanzsystem verstärken und somit verschiedene Finanzunternehmen beeinflussen, einschließlich Investmentfonds und Versicherungsgesellschaften, die im Volksmund als Schattenbanken bekannt sind.
Laut einem kürzlich erschienenen Artikel der Europäischen Zentralbank (EZB) zum Finanzstabilitätsbericht könnten kommerzielle Immobilienportfolios von Banken eine systemische Krise im Falle eines breiteren Marktdrucks möglicherweise verschlimmern. Während hypothekarisch gesicherte Wohnkredite etwa 30% der Bankkreditbücher ausmachen, beläuft sich der Anteil von kommerziellen Immobilien auf etwa 10%. Im Falle eines negativen Ausgangs könnte dies nicht nur zu erheblichen Verlusten im Immobiliensektor führen, sondern auch andere Teile des Finanzsystems betreffen, die stark von kommerziellen Immobilien abhängig sind, wie beispielsweise Investmentfonds und Versicherer.
Der Rückgang der kommerziellen Immobilientransaktionen, die im ersten Halbjahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 47% gesunken waren, trägt weiter zur Unsicherheit über Immobilienpreise bei. Obwohl es schwierig ist, das Ausmaß des Preisrückgangs zu bestimmen, handeln die größten börsennotierten Vermieter in der Region derzeit mit einem Rabatt von mehr als 30% auf ihren Nettovermögenswert – der größte Rabatt seit der Finanzkrise von 2008.
Die EZB warnt davor, dass Finanzinstitute vorsichtig sein sollten, da eine Stichprobe von Bankkrediten an Immobilienunternehmen darauf hindeutet, dass der jüngste Anstieg der Finanzierungskosten zu einer erheblichen Zunahme der Kredite an verlustbringende Unternehmen führen könnte. Wenn sich die engeren Finanzierungsbedingungen über den erwarteten Zeitraum von zwei Jahren hinziehen und Unternehmen gezwungen sind, alle auslaufenden Kredite zu erneuern, könnte es sein, dass bis zu 30% der Kredite an verlustbringende Unternehmen verlängert werden.
Angesichts dieser Verwundbarkeiten betont die EZB die möglichen Auswirkungen auf etablierte Geschäftsmodelle im Immobiliensektor. Angesichts der Erwartungen an anhaltend hohe Finanzierungskosten und geringere Rentabilität könnten Geschäftsmodelle, die sich auf Vor-Pandemie-Bedingungen und niedrige Zinssätze stützen, mittelfristig unhaltbar werden.
Häufig gestellte Fragen:
1. Wie beeinflussen hohe Zinssätze den Immobiliensektor?
Hohe Zinssätze haben zu geringeren Rentabilität für Immobilienunternehmen geführt und das Geschäftsmodell des gewerblichen Immobilienmarktes herausgefordert. Sie haben auch zu engeren Finanzierungsbedingungen geführt und den Anteil von Krediten erhöht, die an verlustbringende Unternehmen vergeben werden.
2. Stellt der Immobiliensektor ein systemisches Risiko für Kreditgeber dar?
Der Immobiliensektor ist zwar nicht groß genug, um allein ein systemisches Risiko für Kreditgeber darzustellen, könnte jedoch Schocks im gesamten Finanzsystem verstärken und damit potenziell verschiedene Finanzinstitutionen, einschließlich Investmentfonds und Versicherungsunternehmen, beeinflussen.
3. Wie hat sich der Rückgang der kommerziellen Immobilientransaktionen auf die Preise ausgewirkt?
Der Rückgang der kommerziellen Immobilientransaktionen hat es schwierig gemacht, das genaue Ausmaß der Preisrückgänge zu bestimmen. Die größten börsennotierten Vermieter in der Region handeln jedoch derzeit mit einem Rabatt von über 30% auf ihren Nettovermögenswert, dem größten Rabatt seit der Finanzkrise von 2008.
4. Gibt es Bedenken hinsichtlich der Lebensfähigkeit von Geschäftsmodellen im Immobiliensektor?
Die Europäische Zentralbank (EZB) warnt davor, dass Geschäftsmodelle, die auf Vor-Pandemie-Rentabilität und niedrigen Zinssätzen basieren, mittelfristig nicht lebensfähig werden könnten. Dies liegt an den Erwartungen an anhaltend hohe Finanzierungskosten und geringere Rentabilität im Immobiliensektor.