Immobilienanzeigen haben unseren Begriff davon, was ein Haus zu einem Zuhause macht, maßgeblich beeinflusst. Früher hatten Häuser eine einzigartige und persönliche Note, die den individuellen Geschmack und Lebensstil der Besitzer widerspiegelte. Doch mit dem Aufstieg aggregierter Immobilienplattformen wie Zillow ist das Konzept eines „inszenierten Hauses“ immer präsenter geworden.
In einem Aufsatz mit dem Titel „Merchandising the Void“ untersucht Kelly Pendergrast die hochorganisierte und fast schon wie ein Einzelhandelsumfeld gestaltete Atmosphäre moderner Häuser. Luxuriöse Speisekammern, die Verteilungszentren ähneln, präsentieren angesammelte Waren in einem Excel-ähnlichen Regalsystem. Pendergrast argumentiert, dass dieser Übergang zur „logistischen Fantasie“ in Häusern eine Folge der Verlagerung hin zu erlebnisorientierten Einkaufserlebnissen ist. Da die Verantwortung, Faszination in Produkten zu erzeugen, auf die Verbraucher selbst übertragen wird, ähneln Häuser nun kommerziellen Schaufenstern.
Diese Tendenz zu inszenierten Häusern beschränkt sich nicht nur auf Immobilienanzeigen. Auch Home-Improvement-Fernsehshows haben diese Ästhetik übernommen und konzentrieren sich auf das Renovieren und Verkaufen von Häusern statt auf vielfältige Dekorationsstile. Die begrenzte Bandbreite an präsentierten Dekorationsansätzen in diesen Shows perpetuiert die minimalistischen Trends der 2010er-Jahre wie moderner Bauernhausstil oder Greige-und-Marmor-Designs.
Immobilienanzeigen sind zur Hauptquelle geworden, um Häuser zu betrachten, zu interpretieren und deren Wert zu bestimmen. Sie haben unsere Vorstellung von dem, was ein gutes Zuhause ausmacht, geprägt und auf eine inszenierte und standardisierte Optik gedrängt. Auch Hotels und Airbnbs, die selbst inszenierte Umgebungen sind, haben zu dieser Verzerrung der Vorstellung von Zuhause beigetragen.
Die Vorherrschaft von Inszenierungen in Immobilienanzeigen und Medien hat zu einer Entfremdung zwischen unserer Vorstellung von Zuhause und der Realität, wie die meisten Menschen leben, geführt. In Immobilienanzeigen sehen wir selten die Innenräume nicht-renovierter Häuser, da sie oft auf inszenierte und gereinigte Weise präsentiert werden. Diese Vereinheitlichung des Wohnrauminneren trägt zu unrealistischen Erwartungen und einem Verlust an Individualität bei.
Es gibt jedoch Hoffnung in neuen sozialen Medienplattformen wie TikTok, auf denen die Häuser gewöhnlicher Menschen authentischer präsentiert werden. Die Jugendlichen auf diesen Plattformen schätzen nostalgische Elemente und bewahren verschwindende Innenarchitekturtrends, was eine erfrischende Abwechslung zu den inszenierten Ästhetiken von Immobilienanzeigen bietet.
Letztendlich ist es wichtig, sich daran zu erinnern, dass ein Zuhause zum Leben da ist und Dekoration eine Form der Selbstentfaltung sein sollte. Unsere Häuser sollten unsere Individualität und persönlichen Vorlieben widerspiegeln, anstatt sich den inszenierten Idealen anzupassen, die durch Immobilienanzeigen perpetuiert werden.
Quellen:
– „The Staged Home“ von Kate Wagner, Mic Drop
– „Merchandizing the Void“ von Kelly Pendergrast, Dilettante Army